Brogues Schuhe für Herren: Mein Weg zu einem unterschätzten Klassiker

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor einigen Jahren zum ersten Mal in einem Paar Brogues Schuhe für Herren stand. Sie waren dunkelbraun, aus Glattleder, mit dezenten Lochmustern auf der Kappe. Ich hatte sie eher spontan gekauft, weil sie im Schaufenster lagen und anders aussahen als der Rest. Heute sind sie eines der ersten Paare, die ich aus dem Schrank hole, wenn ich mir unsicher bin, was ich anziehen soll. Und das kommt öfter vor, als ich zugeben möchte.

Was mich anfangs am meisten überrascht hat, war, wie wandelbar diese Schuhe sind. Damals wusste ich kaum etwas über Brogues. Ich kannte sie nur als „die mit den Löchern“. Aber je öfter ich sie getragen habe, desto mehr habe ich gemerkt, wie viele Möglichkeiten sie mir eröffnen. Ob geschäftlich, privat oder irgendwo dazwischen – Brogues funktionieren in fast jeder Situation. Das hat mich fasziniert. Und genau deshalb bin ich dabei geblieben.

Woher die Brogues kommen (und warum das spannend ist)

Brogues wurden nicht in einer feinen Londoner Boutique erfunden. Tatsächlich stammen sie aus ländlichen Gegenden in Schottland und Irland. Dort trugen sie Arbeiter auf Feldern und in Moorlandschaften. Die Löcher dienten ursprünglich dazu, Wasser aus den Schuhen abfließen zu lassen. Praktisch, nicht schick. Heute sind genau diese Muster ein stilistisches Merkmal, das den Unterschied macht. Ich finde das bemerkenswert: Ein Arbeitsschuh wird zum Teil einer modernen Garderobe.

Wer sich mit Mode beschäftigt, weiß: Die Herkunft eines Kleidungsstücks sagt oft viel über seinen Charakter. Und Brogues erzählen eine Geschichte. Eine Geschichte von Nutzen, Wandel und schließlich von Stil. Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass diese Schuhe eine kleine Zeitreise am Fuß darstellen. Und wie bei jeder guten Geschichte kommt es auf die Details an.

Welche Arten von Brogues ich kennengelernt habe

Half-Brogue

Mein erstes Paar gehörte in diese Kategorie. Die Lochung auf der Kappe ist da, aber nicht übertrieben. Es gibt eine kleine Rosette auf der Spitze, und die Linien sind insgesamt eher ruhig. Diese Schuhe trage ich oft ins Büro oder wenn ich weiß, dass es etwas formeller wird, aber nicht streng.

Wenn ich ein Meeting habe oder ein Vorstellungsgespräch führe, greife ich häufig zu meinen Half-Brogues in Schwarz. Sie wirken sachlich, aber nicht distanziert. Sie strahlen Seriosität aus, ohne steif zu wirken. Und genau diese Balance macht sie für mich so wertvoll.

Full-Brogue

Etwas auffälliger sind meine Full-Brogues. Die Flügelkappe zieht sich bis zu den Seiten, und die Verzierungen sind deutlich präsenter. Ich mag sie zu Chinos oder Anzügen, bei denen ich den Eindruck vermeiden will, dass ich gerade von einer Beerdigung komme. Ein bisschen Charakter schadet nie.

Einmal trug ich sie zu einer Hochzeit, kombiniert mit einem dunkelblauen Anzug und einem weißen Hemd. Ich bekam an diesem Tag überraschend viele Komplimente – und nicht nur wegen des Anzugs. Die Schuhe fielen auf. Aber auf die gute Art.

Longwing

Das ist meine Freizeit-Version. Der Flügel zieht sich bis zur Ferse, die Lochung ist meist grober. Diese Variante trage ich zu Jeans, einem Hemd und manchmal sogar zu einer leichten Jacke. Sie sind bequem, etwas breiter geschnitten, und wirken nie fehl am Platz.

Ich nehme sie gerne mit, wenn ich übers Wochenende wegfahre. Man weiß nie, ob man abends essen geht, einen Spaziergang macht oder doch spontan ins Theater geht. Longwings passen oft einfach. Und sie tragen sich gut, selbst nach Stunden auf den Beinen.

Weitere Varianten, die mich begeistert haben

Spectator Brogues

Diese zweifarbigen Brogues haben etwas Eigenwilliges. Anfangs war ich skeptisch – zu auffällig, dachte ich. Doch getragen zu einem schlichten Outfit setzen sie einen wirkungsvollen Akzent. Ich besitze ein Paar in Schwarz-Weiß, das ich gerne zu beigen Hosen und einem schwarzen Rollkragenpullover trage. Nicht für jeden Anlass, aber wenn man weiß, was man tut, ein echter Blickfang.

Brogue Boots

Ein Brogue muss kein Halbschuh sein. Ich habe mir letzten Winter ein Paar Brogue Boots aus robustem, gewachstem Leder gekauft. Perfekt für die kältere Jahreszeit. Mit dicken Socken getragen, halten sie warm, sehen dabei aber immer noch stilvoll aus. Besonders zu Wollhosen oder Cordhosen machen sie eine gute Figur.

Materialien: Woraus meine Brogues bestehen

Ich habe inzwischen Paare aus Glattleder, Rauleder und sogar Kunstleder getestet. Am langlebigsten waren die aus Glattleder. Wenn man sie pflegt, sehen sie auch nach Jahren noch gut aus. Die Sohle spielt ebenfalls eine Rolle. Leder macht den Schuh eleganter, Gummi ist praktischer. Bei Regen bin ich froh, wenn ich ein Paar mit Gummisohle erwischt habe.

Das Obermaterial beeinflusst nicht nur das Aussehen, sondern auch das Gefühl. Rauleder wirkt lässiger, vor allem in helleren Farben. Kunstleder hat mich persönlich nicht überzeugt – die Atmungsaktivität fehlt, und man merkt den Unterschied beim Tragen.

So integriere ich Brogues in meinen Alltag

Man muss kein Modeexperte sein, um Brogues zu tragen. Ich bin es jedenfalls nicht. Was mir hilft: Farbkombinationen, die immer funktionieren. Dunkelblaue Hose, weißes Hemd, braune Brogues. Oder graue Chinos, dunkle Brogues, Pullover. Diese Schuhe haben mir beigebracht, dass nicht alles neu und aufregend sein muss. Manchmal reicht es, wenn etwas einfach gut gemacht ist.

Ein Beispiel aus meinem Alltag: Ich war kürzlich bei einem Abendessen mit Kollegen. Alle trugen Sneaker oder Standard-Oxford-Schuhe. Meine Brogues fielen auf, aber sie wirkten nicht deplatziert. Das Gespräch kam sogar auf sie. Für mich war das ein Zeichen: Stil fällt auf – ohne laut zu sein.

Ein anderes Mal war ich mit meiner Partnerin auf einer Ausstellung. Ich hatte eine dunkle Jeans, ein Hemd und graue Brogues an. Ein Outfit, das nicht ins Auge springt, aber wirkt. Und genau darum geht es mir bei diesen Schuhen: Sie geben mir Sicherheit. Ich weiß, ich sehe gut angezogen aus, ohne aufgesetzt zu wirken.

Die Sache mit der Pflege

Ich habe früher nie viel Aufwand in die Pflege meiner Schuhe gesteckt. Mit den Brogues war das anders. Wer ein Paar aus Leder besitzt, kommt um Bürste, Tuch und etwas Ledercreme nicht herum. Einmal im Monat reicht meistens. Ich benutze auch Schuhspanner aus Holz, damit sie ihre Form behalten. Das klingt aufwendig, aber ehrlich gesagt dauert es keine zehn Minuten.

Wenn ich unterwegs bin, nehme ich oft ein kleines Pflegeset mit. Eine Mini-Bürste, ein Tuch, eine kleine Dose Creme. Es hat mir schon oft geholfen – etwa nach einem Regenschauer oder einem Abend auf staubigem Gelände. Die Pflege zahlt sich aus: Meine ältesten Brogues sind über sechs Jahre alt und sehen aus, als wären sie erst ein paar Monate getragen worden.

Ich achte auch darauf, sie nicht an aufeinanderfolgenden Tagen zu tragen. Leder braucht Zeit zum Atmen. Und das merkt man – sowohl am Geruch als auch an der Haltbarkeit. Wer Brogues trägt, sollte sie schätzen und nicht wie Wegwerfware behandeln.

Wann ich Brogues nicht trage

Es gibt Tage, an denen sie nicht passen. Ich würde sie zum Beispiel nicht zum Sport anziehen oder auf eine matschige Wanderung mitnehmen. Aber das gilt für fast jeden Lederschuh. Ansonsten gibt es kaum Anlässe, bei denen Brogues nicht funktionieren.

Ich trage sie nicht beim Autofahren über längere Strecken. Warum? Weil ich festgestellt habe, dass das ständige Kuppeln die Ferse übermäßig beansprucht. Für solche Tage habe ich andere Schuhe. Ansonsten sehe ich kaum Gründe, auf sie zu verzichten.

Worauf ich beim Kauf achte

Wenn ich ein neues Paar Brogues suche, nehme ich mir Zeit. Ich achte auf die Verarbeitung der Nähte, auf die Qualität der Lochung, auf die Dicke der Sohle. Billige Modelle sehen oft schon nach wenigen Monaten abgetragen aus. Gute Brogues hingegen entwickeln mit der Zeit Charakter.

Ich schaue auch, wie sich der Schuh am Fuß anfühlt. Er sollte Halt geben, aber nicht drücken. Ein guter Schuh braucht keine Einlaufzeit von Wochen. Das Leder darf weich sein, aber nicht nachgeben wie ein Lappen. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich darin laufen will – dann nehme ich ihn.

Fazit

Brogues Schuhe für Herren haben in meinem Alltag einen festen Platz. Ich trage sie im Büro, beim Essen mit Freunden, auf Hochzeiten und manchmal einfach, weil ich Lust darauf habe. Sie sind nicht laut, sie drängen sich nicht auf. Aber sie haben etwas zu sagen. Und das reicht mir.

Sie sind für mich ein Stück Persönlichkeit geworden. Sie passen zu meiner Art, mich zu kleiden – zurückhaltend, aber mit Aussage. Und genau deshalb kann ich jedem empfehlen, ihnen eine Chance zu geben. Wer Brogues einmal bewusst getragen hat, erkennt ihren Wert. Und oft bleibt es nicht bei einem Paar.

Ich bin gespannt, welche Paare in den nächsten Jahren noch dazukommen werden. Und wenn ich eines Tages ein Paar weitergebe – an meinen Sohn oder einen Freund –, dann hoffe ich, dass sie genauso geschätzt werden wie von mir.

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